Veröffentlicht am 20.05.2013
Segelfalter am Hühnersberg
Am 15. Mai 2013 konnte ich erstmals einen Segelfalter (Iphiclides podalirius) am Hühnersberg (Gemeinde Lendorf bei Spittal/Drau, Kärnten) beobachten.
+ Nachtrag vom 27.04.2024 (Flugzeiten in Kärnten)
Während der ebenfalls zu den Ritterfaltern zählende Schwalbenschwanz (Papilio machaon) in unserer Gegend durchaus eine vertraute Erscheinung ist, habe ich den Segelfalter hier bei uns bisher noch nie zu Gesicht bekommen. Deshalb war ich am 15.05.2013 kurz vor Mittag doch einigermaßen überrascht und gleichzeitig sehr erfreut, diese seltene Schmetterlingsart erstmals am Hühnersberg auf 920 Meter Seehöhe beim Besuch von Blüten eines Fliederstrauches für etwa 10 Minuten bewundern zu können (siehe Abb. 1 u. 2).
Abb. 1: Der Segelfalter beim „Eintauchen“ in das Blütenmeer. Foto: W. Egger
Abb. 2: Der Blütennektar des Flieders bot eine willkommene Stärkung. Foto: W. Egger
Der Segelfalter ist ein großer auffälliger Tagschmetterling mit blass gelber Grundfarbe und je sechs (sieben) dunklen Streifen auf den Vorderflügeln. Die Hinterflügel besitzen lange schmale Fortsätze mit hellen Enden (siehe Abb. 3). 2004 war er „Österreichs Insekt des Jahres“. Bei entsprechender Thermik können Segelfalter längere Zeit ohne Flügelschlag durch die Luft segeln – daher wohl auch der Name.
Abb. 3: Wunderschön und unverwechselbar – der Segelfalter. Foto: W. Egger
Seine Verbreitung reicht von Nordafrika über Süd- und Mitteleuropa bis in die gemäßigten Regionen Asiens. Er ist in Österreich aus allen Bundesländern gemeldet, hat in den letzten Jahrzehnten aber durch Eingriffe in seinen Lebensraum z.T. starke Gebietsverluste erleiden müssen. Seit einigen Jahren ist in West- und Mitteleuropa angeblich eine leichte Wiederausbreitungstendenz feststellbar.
Ausführliche Hinweise über Lebensraum, Biologie, Ökologie und Gefährdung des Segelfalters finden Sie in einem Artikel von Dipl.-Ing. Dr. Helmut Höttinger, der 2003 in den „Beiträgen zur Entomofaunistik“ erschienen ist:
http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/BEF_4_0132-0133.pdf
Weitere Informationen zu diesem Schmetterling erhalten Sie z.B. unter folgenden Internetadressen:
http://www.lepiforum.de/cgi-bin/lepiwiki.pl?Iphiclides_Podalirius
http://de.wikipedia.org/wiki/Segelfalter
In Kärnten war der Segelfalter zum Zeitpunkt 1999 als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft und zählt lt. „Tierartenschutzverordnung“ zu den „vollkommen geschützten heimischen Tieren“!
Ich hoffe, dass mir irgendwann eine weitere Beobachtung des Segelfalters am Hühnersberg gelingt (siehe Abb. 4).
Abb. 4: Das letzte Foto vor dem Entschwinden des seltenen Gastes . Foto: W. Egger
Fundmeldung aus Fresach
Zum Schluss möchte ich noch kurz über den Nachweis eines Segelfalters in Fresach (Bezirk Villach Land) berichten. Dort wurde von Frau Christa GRÖTSCHNIG am 12. April 2009 auf rund 700 Meter Seehöhe unter einem Apfelbaum ein Segelfalter gefunden und von ihr auch fotografiert (siehe Abb. 5). An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die Erlaubnis zur Veröffentlichung dieses Fotos! Bedanken darf ich mich auch bei Herrn Werner PETUTSCHNIG aus Fresach, der mich auf den Fund aufmerksam machte und mir die Daten übermittelte.
Abb. 5: Der Segelfalter von Fresach. Zum Zeitpunkt des Fundes waren die Flügel offensichtlich noch nicht vollständig entfaltet. Foto: Chr. GRÖTSCHNIG, 12.04.2009
Nachtrag vom 27.04.2024
Segelfalter (Iphiclides podalirius) –
wie viel Generationen fliegen pro Jahr in Kärnten?
Seit 2013 sind mir am Hühnersberg fast jährlich (meiner Erinnerung nach jeweils ab Mai) weitere Beobachtungen des Segelfalters geglückt.
Aus älteren Hinweisen ist zu entnehmen, dass in Mitteleuropa und im Gebirge (z.B. Österreich) nur eine Generation des Segelfalters (von Mai bis in den Sommer hinein) fliegt. In besonders klimabegünstigten Gebieten sollen demnach zwei Generationen (Mitte April bis Juni und Juli bis August) vorkommen. Nach einer anderen Quelle (Beiträge zur Entofaunistik 4 – Wien, Dezember 2003) treten in Österreich - abhängig von Gebiet, Höhenlage und Witterung - sogar bis zu drei Generationen auf: In höheren Lagen über 1000 m nur eine Generation (Mai bis Juli; in klimatisch begünstigten Gebieten zwei Generationen (Anfang April bis Anfang Juni und Anfang Juli bis Ende August) - dort in Jahren mit besonders günstiger Witterung ev. noch eine dritte Generation (September/Oktober).
Der Nachweis vom 12.04.2009 in Fresach (siehe Abb. 5) sowie zwei aktuelle Sichtungen bestätigen die Ansicht, dass in bestimmten Teilen Kärntens tatsächlich zwei (ev. sogar drei?) Generationen pro Jahr fliegen.
Am 09.04.2024 übermittelte mir Herr Martin LEXER aus Neu-Feffernitz (Marktgemeinde Paternion) das ausgezeichnete Foto eines Segelfalters, den er am selben Tag bei ihm zu Hause im Garten auf 514 m Seehöhe beobachten konnte (siehe Abb. 6). Vier Tage später - am 13.04.2024 gelang mir am Hühnersberg (Gemeinde Lendorf) auf 920 m Seehöhe die Sichtung eines Segelfalters auf einer Mistlagerstätte (siehe Abb. 7). Ob die zu diesem Zeitpunkt aktiven Segelfalter eine ab 16.04.2024 einsetzende und etwa 10 Tage andauernde winterliche Wetterphase mit Schnee und Kälte überlebt haben, ist allerdings fraglich.
Abb. 6 und 7:
Links die sehr gute Aufnahme des Segelfalters von Neu-Feffernitz. Foto: © Martin LEXER.
Rechts der Segelfalter vom Hühnersberg. Foto: W. EGGER (da ich nur die Gelegenheit hatte, den Falter aus größerer Entfernung mit dem Handy aufzunehmen, ist das Foto leider sehr unscharf geworden und soll daher lediglich als Beleg dienen)
In der 2023 erschienenen „Roten Liste gefährdeter Tiere Kärntens“ ist der Segelfalter übrigens als „stark gefährdet“ eingestuft.
Dank:
Für die Übermittlung der Fundmeldung sowie für die Erlaubnis zur Veröffentlichung des Fotos möchte ich mich bei Herrn Martin LEXER, Neu-Feffernitz, 9710 Paternion, sehr herzlich bedanken!
Verfasser: Walter EGGER, Hühnersberg 12/3, 9811 Lendorf; E-Mail: