Ringelnatter, Natrix natrix natrix, am Dobratsch -
hält sie den neuen Kärntner Höhenrekord?
Neben aktuellen Informationen über die Höhenverbreitung
sind in diesem Kurzbericht auch Hinweise auf eine
zweiköpfige Ringelnatter und die inzwischen verbotene
Herstellung/Anwendung von Schlangenöl enthalten.
Die Ringelnatter ist in Kärnten die am häufigsten vorkommende ungiftige Schlangenart und von den Tallagen bis ins Gebirge anzutreffen. Sie erreicht eine Körperlänge von bis zu 1,5 Meter und kann zumeist an den hellen halbmondförmigen Flecken an den Nackenseiten gut erkannt werden. Mehr über Aussehen, Verbreitung, Lebensraum, Lebensweise der Ringelnatter sowie aller anderen in Kärnten vorkommenden Kriechtiere und Lurche erfahren Sie im Buch „Amphibien und Reptilien Kärntens“ (2011 herausgegeben vom Verlag des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten).
Natürlich gibt es auch im Internet Seiten mit Informationen und Fotos zur Ringelnatter - z. B:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ringelnatter
http://www.herpetofauna.at/index.php/slider-reptilien/37-ringelnatter-natrix-natrix-linnaeus-1758
http://www.natur-lexikon.com/Texte/MZ/001/00052-ringelnatter/MZ00052-ringelnatter.html
Neues zur Höhenverbreitung in Kärnten
Wie schon eingangs erwähnt, ist die Ringelnatter immer wieder auch in Gebirgslagen zu finden. Herr Mag. Dr. Alois KOFLER berichtet in seinem Artikel „Zum Vorkommen von Reptilien und Amphibien in Osttirol“ (Carinthia II, 168./88. Jahrgang, S. 403 – 423, Klagenfurt 1978) von einem Fund am 14.09.1971 neben der Hochschoberhütte in 2322 m Seehöhe und ergänzt: „Die Art ist in Osttirol wohl allgemein verbreitet, geht aber nicht höher als zur Waldgrenze. Der mitgeteilte Fund bei der Hochschoberhütte ist sicher eine seltene Ausnahme.“
In Kärnten befindet sich nach meinen Informationen der bisher höchst gelegene Fundort in 1.650 Meter Seehöhe auf der Hochwarter Höhe in den Gailtaler Alpen. Diese Höhenangabe wird auch im schon zitierten Buch „Amphibien und Reptilien Kärntens“ bestätigt. Vor etwa 15 Jahren habe ich in der Nähe des Zwillingsfalles im Gößgraben (Gemeinde Malta) auf ca. 1.300 Meter ein Exemplar sicher bestimmen können. Am 12. August 2012 gelang mir schließlich auf der Villacher Alpe (Dobratsch) in unmittelbarer Nähe vom Rosstrattenstüberl auf 1.735 Meter Seehöhe ein überraschender Fund. Ich konnte gerade noch einige Fotos anfertigen, bevor die etwa 50 cm lange Ringelnatter wieder unter Altgras und Steinen verschwand (siehe Abb. 1 – 4).
Diese 1.735 Meter stellen wahrscheinlich den derzeitigen Kärntner „Höhenrekord“ dar?!
Ich bin allerdings davon überzeugt, dass auch bei uns schon Ringelnattern in noch größerer Höhe angetroffen wurden. Es wäre interessant und wünschenswert, von diesen Funden zu erfahren.
Abb. 1 u. 2: Die Ringelnatter ist an ihren halbmondförmigen hellen Nackenflecken recht gut zu erkennen. Leider blieb nur wenig Zeit zum Fotografieren, da sie sich rasch verkroch. Fotos: W. Egger
Abb. 3: Der Fundplatz der Schlange auf 1.735 m Seehöhe. Foto: W. Egger
Abb. 4: Der Fundort befand sich in der Nähe des Rosstrattenstüberls. Im Hintergrund der nebelverhangene Dobratsch. Foto: W. Egger
Kurioses zum Schluss: Zweiköpfige Ringelnatter und heilsames Schlangenöl
Herr Dr. Karl Ferdinand FRAUSCHER (von 1898 bis zu seinem Tod im April 1914 Kustos der zoologischen Sammlung des Kärntner Landesmuseums) informierte seine Leser/innen 1903 in der Carinthia II über den Fund einer Schlange mit zwei Köpfen. Das Tier wurde in Feldkirchen eingefangen und vom Landesmuseum lebend erworben. Es handelte sich um eine junge Ringelnatter mit 20 cm Körperlänge und zwei vollständig entwickelten Köpfen. Die Nahrung wurde allerdings nur über den rechten größeren Kopf aufgenommen. Das weitere Schicksal dieser Ringelnatter ist leider nicht überliefert. Das Belegexemplar gilt als verschollen. Jedenfalls wurde diese Erscheinung damals als große Seltenheit angesehen. Und tatsächlich liegen aus Kärnten bisher erst drei Nachweise solcher Missbildungen vor (Helga HAPP und Dr. Paul MILDNER: Doppelköpfige Reptilien aus Kärnten – Rudolfinum. Jahrbuch des Landesmuseums Kärnten 2002).
Herr Mr. Pharm. Eugen BELLSCHAN weiß 1925 (114. Und 115. Jahrgang der Carinthia II) in seinem „Beitrag zur Kenntnis der Volksmedizin in Kärnten: Volksheilmittel aus dem Tierreiche.“ Folgendes über die Ringelnatter zu berichten: „In Unterkärnten bereitet man aus allen Schlangen, am liebsten aus der Ringelnatter, ein Schlangenöl. Die lebenden Tiere kommen in ein Gefäß mit Öl, ersticken und nach einigen Wochen gilt das Schlangenöl als fertig. Es wird hauptsächlich bei Wunden an Pferden, aber auch von Menschen gebraucht. – Die nach der Häutung gefundene Haut von Schlangen (Otternbalg) wird in der Umgebung von Feistritz-Pulst zum Räuchern von Kindern verwendet, die an Fraisen erkrankt sind.“
Zum Glück bleiben uns heutzutage solche "Arzneien" erspart. Für die Ringelnatter und ihre Verwandten haben die Bedrohungen aber nicht abgenommen. Im Gegenteil! Durch Lebensraumzerstörung, land- und forstwirtschaftliche Intensivierungsmaßnahmen usw. ist leider ein laufender Bestandsrückgang aller Reptilienarten feststellbar!
Verfasser: Walter EGGER, Hühnersberg 12/2, 9811 Lendorf; E-Mail: