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Spinnenläufer

veröffentlicht am 24.11.2025

Spinnenläufer (Scutigera coleoptrata)


Zur aktuellen Verbreitung in Kärnten

Der Spinnenläufer (auch Spinnenassel genannt) ist weder eine Spinne, noch

eine Assel. Er zählt zu den Hundertfüßern. Aufgrund seines Erscheinungsbildes

ist dieses Tier mit keiner anderen einheimischen Art verwechselbar.

 

Aussehen/Ernährung/Verhalten:
Ausgewachsene Spinnenläufer erreichen (ohne Beine) eine Körperlänge von 20 bis 35 mm. Die Gesamtlänge (mit Beinen und Fühlern) kann bis zu 15 cm betragen. Dadurch wirken sie auf uns manchmal etwas bedrohlich. Dazu kommt noch ihre hohe Geschwindigkeit. Sie können sich pro Sekunde bis zu einem halben Meter weit fortbewegen. Die Färbung reicht von graugelblich bis olivgrün. Auf dem Rücken weisen sie zumeist drei dunkle Längsstreifen auf und die Beine sind schwarz geringelt. Erwachsene Tiere besitzen 15 körperlange Beinpaare. Spinnenläufer sind nachtaktiv und ernähren sich räuberisch von Insekten, Spinnentieren und manchmal sogar von Artgenossen. Sie sind nicht angriffslustig und versuchen bei Störung zu fliehen. Man sollte nicht versuchen, sie mit bloßen Händen zu erfassen, denn der Biss mit ihren Giftklauen ist zwar für Menschen ungefährlich, kann aber recht schmerzhaft sein. Die Tiere sind ganzjährig aktiv, können drei Jahre oder länger leben und sollten nach Möglichkeit geschont werden, da sie eigentlich als „Nützlinge“ gelten.

 Abb. 1: Das Foto zeigt das typische Erscheinungsbild eines Spinnenläufers. Foto: © Günther INDRA

Herkunft/Lebensraum:
Scutigera coleoptrata ist eine wärmeliebende Art und stammt ursprünglich aus dem (östlichen) Mittelmeerraum. In das Gebiet des heutigen Österreich dürfte diese Tierart vermutlich schon während einer nacheiszeitlichen Wärmeperiode selbständig eingewandert sein und günstige Areale dauerhaft besiedelt haben. In der jüngeren Vergangenheit ist der Spinnenläufer dann auch mehrfach durch Personen- und Gütertransporte (Auto, LKW, Bahn) aus südlichen Regionen eingeschleppt worden und hat sich inzwischen fast schon weltweit verbreitet. Er lebt bei uns meist in Gebäuden oder deren näherer Umgebung. Durch seine heimliche Lebensweise (er versteckt sich tagsüber gerne im Mauerwerk, hinter Schränken usw.) wird er nur selten gefunden. Durch höhere durchschnittliche Sommertemperaturen wird die natürliche Ausbreitung begünstigt und es sind in Zukunft auch bei uns echte Freilandvorkommen häufiger zu erwarten.


Abb. 2: Scutigera coleoptrata ist die einzige Spinnenläufer-Art in Mitteleuropa und deshalb unverwechselbar. Lediglich in Südspanien kommt eine weitere Art vor. Foto: © Günther INDRA (Stadtgebiet Klagenfurt, Juli 2015)

Verbreitung:
Im Artikel „Kärntner Fundorte des Spinnenläufers Scutigera coleoptrata (L.) und seine Verbreitung in Österreich und Mitteleuropa“ (Carinthia II, 173./93. Jahrgang, S. 81-92, Klagenfurt 1983) hat Herr Mag. Dr. Erhard CHRISTIAN über Nachweise aus den Bundesländern Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Burgenland, Steiermark und Kärnten berichtet. In unserem Bundesland waren zum damaligen Zeitpunkt 9 Funde – davon kein einziger aus dem Bezirk Spittal/Drau – bekannt. Nur 4 der 9 Funde sind mit einer Jahreszahl versehen. Demnach hat den ältesten Nachweis Dr. H. SCHWEIGER in Unterburg am Klopeiner See im Jahr 1944 erbracht. Schon viel früher - nämlich 1879 – gelangen Funde in Niederösterreich. In Kärnten wurde die Art bis in eine Seehöhe von 1150 Meter angetroffen.


Abb. 3: Die Zeichnung stammt aus Band 33 der „Burgenländischen Heimatblätter“ vom Jahr 1971. Spinnenläufer können im Zuge ihrer 6 Häutungen verlorene Beine vollständig regenerieren.

Begegnungen:
Meine erste Begegnung mit dieser Tierart hatte ich 1997. Mitte März informierte mich eine Hotelmitarbeiterin über die Sichtung eines „flinken Hundertfüßers mit langen Beinen“. Sie konnte diese Tiere in den vergangenen Monaten mehrmals in den Dusch- und WC-Anlagen eines Hotels in Trebesing-Bad, Gemeinde Trebesing (ca. 700 m SH), beobachten. Da ich mir zunächst nicht ganz sicher war, um welche Art es ich handelt, brachte sie mir am 20.03.1997 ein totes, aber vollständig erhaltenes Belegexemplar. Damit war sofort klar, dass ich einen seltenen Spinnenläufer vor Augen hatte. Seine Körperlänge betrug 22 mm und er besaß 15 Beinpaare. Ob diese Tiere damals von Urlaubsgästen durch unabsichtliche Verschleppung ins Hotel gelangten, konnte leider nicht geklärt werden.

Mehr als 28 Jahre später erfolgte nun in Form von Fotos ein weiterer Kontakt. Frau Martina PUCHER übermittelte mir am 27.10.2025 zwei Fotos eines toten Spinnenläufers. Sie erhielt das Tier von Frau Veronique VALTINER, die es richtig bestimmt hatte. Die Elementarpädagogin entdeckte den Spinnenläufer im Oktober 2025 in einem Müllbehälter des Pfarrkindergartens Kolbnitz, Gemeinde Reißeck (ca. 630 m SH).

   

Abb. 4 + 5: Der Spinnenläufer von Kolbnitz in zwei Ansichten. Fotos: © Martina PUCHER


Zusätzliche Informationen aus dem Internet:

In der Zoologisch-Botanischen Datenbank Linz (ZOBODAT) werden mit Stand 31.10.2025 aus Niederösterreich 7, aus Oberösterreich 2 und aus Wien und dem Burgenland je 1 Nachweis von Scutigera coleoptrata aufgelistet.

Herr Günther INDRA hat im Stadtgebiet von Klagenfurt 2012 und 2015 Spinnenläufer fotografiert. Die sehr guten Aufnahmen können auf seiner „Naturfotografie-Galerie“ unter dem Stichwort „Arthropoda“ betrachtet werden: http://www.indra-g.at/suche/startseite-suche/neue_seite_01.htm 


Abb. 6: Es ist meist nicht einfach, diese flinken und lichtscheuen Tiere zu fotografieren. Foto: © Günther INDRA (Stadtgebiet Klagenfurt, 07.10.2012)

Auf der Beobachtungs- und Bestimmungs-Plattform „iNaturalist“ sind per 21.11.2025 Funde in allen Bundesländern und auch in allen Nachbarstaaten Österreichs verzeichnet. Auf Kärntner Gebiet wurden zwischen 2020 und 2025 neun Funde (2 davon im Bezirk Spittal/Drau) eingetragen. Die Spittaler Nachweise betreffen Zandlach, Gemeinde Reißeck, 687 m SH (01.07.2022) und Großdombra, Gemeinde Millstatt, 723 m SH (26.08.2023). Auch im benachbarten Osttirol scheinen zwischen 2024 und 2025 sieben Funde auf. All diese Funde sind jeweils mit Fotos belegt und scheinen seriös zu sein.

Diskussion:
Welche Faktoren sind für die auffallend vielen Nachweise – vor allem der vergangenen 5 Jahre - verantwortlich? An einer derart rasch zunehmenden natürlichen Ausbreitung kann es wohl kaum liegen? Auch die sich ausweitende Verschleppung durch menschliche Aktivitäten sollte zumindest im Osten und Süden Österreichs nicht der Hauptgrund dafür sein? Vermutlich ist ganz einfach die starke Zunahme von Beobachtungen/Meldungen über bestimmte Online-Plattformen und Apps (Internet) ausschlaggebend für diesen Umstand? Die Ergebnisse zeigen jedenfalls, dass der Spinnenläufer doch eine weitere Verbreitung aufweist, als bisher angenommen.
An zusätzlichen Fundhinweisen (mit Fotos) bin ich stets interessiert.

Dank:
Für die Übermittlung von Funddaten und Belegfotos darf ich mich bei Frau Martina PUCHER, Semslach, 9821 Obervellach, herzlich bedanken!
Besten Dank sage ich auch Frau Veronique VALTINER, 9822 Mallnitz! Sie hat das Tier gefunden, bestimmt und weitergeleitet.
Mein ganz besonderer Dank gilt Herrn Günther INDRA, Klagenfurt! Er erteilte mir die Erlaubnis, seine ausgezeichneten Belegfotos hier zu veröffentlichen.

Verfasser: Walter EGGER, Hühnersberg 12/3, 9811 Lendorf; E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.