Veröffentlicht am 24.06.2025

Großes Nachtpfauenauge (Saturnia pyri)

in Bad Kleinkirchheim

und Paternion, Kärnten nachgewiesen


Damit ist dieser größte Schmetterling Mitteleuropas
erstmals seit rund 80 Jahren wieder im Bezirk Spittal an der Drau
bzw. im Raum Paternion in Erscheinung getreten.




Am 01.06.2025 erhielt ich von Herrn Dietmar BÜRGER aus Rottenstein das Foto eines Großen Nachtpfauenauges (siehe Abb. 1). Es trug die amüsante Anmerkung: „Wos tuan de Wiener bei uns?“ Gemeint ist damit die häufig für diese Schmetterlingsart verwendete Bezeichnung „Wiener Nachtpfauenauge“. Er hat den Pfauenspinner am 30.05.2025 um ca. 23:30 Uhr an der Außenseite seines Werkstattfensters bemerkt. Wegen der Größe des Falters dachte er zunächst an eine Fledermaus. Nach dem Öffnen der Werkstatttür flog dieser ins Innere des erleuchteten Raumes. Dort konnte er ihn vorsichtig auf die Hand nehmen und fotografieren. Danach entließ er das imposante Tier wieder in die Freiheit. Herr BÜRGER schätzte die Flügelspannweite auf 16 cm. Der Fund gelang in der Ortschaft Rottenstein (KG Zirkitzen, Gemeinde Bad Kleinkirchheim, Kärnten) in 1200 m Seehöhe.


Abb. 1: Großes oder Wiener Nachtpfauenauge auf „Besuch“ in Rottenstein. Dass es sich um ein Männchen handelt, ist an den stark gekämmten Fühlern erkennbar. Foto:
© Dietmar BÜRGER


Zu meiner Überraschung bekam ich kaum eine Woche später, nämlich am 07.06.2025, ebenfalls Fotos von einem Großen Nachtpfauenauge. Diesmal war der Absender Herr Martin LEXER aus Neu-Feffernitz. Die Aufnahmen stammen von seinem Nachbarn, Herrn Jürgen PODESSER. Dieser sah und fotografierte den großen Schmetterling am 06.06.2025 kurz nach 18:00 Uhr am Boden der Terrasse seines Wohnhauses in Neu-Feffernitz (Gemeinde Paternion, Kärnten) in 515 m Seehöhe (siehe Abb. 2 und 3). Die Flügelspannweite dürfte zumindest 14 cm betragen haben.

   
Abb. 2 und 3: In Neu-Feffernitz zeigte sich ein Weibchen des Großen Nachtpfauenauges. Vom linken Vorderflügel fehlt leider ein Teil. Es dürfte aber durchaus noch flugfähig gewesen sein. Beide Fotos:
© Jürgen PODESSER


Das Große oder Wiener Nachtpfauenauge (Saturnia pyri) zählt zur Familie der Pfauenspinner und ist mit einer Flügelspannweite von bis zu 16 (18?) cm der größte Schmetterling Mitteleuropas. Die Falter sind nachtaktiv. Wenn sie Leuchtquellen umschwärmen, werden sie wegen ihrer Größe öfters für Fledermäuse gehalten.

Das Verbreitungsgebiet reicht über den gesamten Mittelmeerraum bis zum Iran. Im südlichen Mitteleuropa ist das Vorkommen auf wärmere Gebiete beschränkt. Zum Lebensraum zählen u.a. Streuobstwiesen, verwilderte Gärten, Parks, Alleen, Friedhöfe. Die Falter fliegen in einer Generation von April bis Juni von der Ebene bis in Höhen von 1400 m. Sie sind selten mehr als 10 Tage am Leben und während dieser Zeit wegen ihrer verkümmerten Mundwerkzeuge nicht in der Lage, Nahrung oder Flüssigkeiten aufzunehmen. Die Eiablage erfolgt auf verschiedenen Laubgehölzen (Obstbäumen, Eschen, Ulmen usw.).


Gefährdung:

In den letzten Jahrzehnten musste bei uns fast überall ein starker Rückgang der Bestände beobachtet werden. War bis ca. 1980 vermutlich der saure Regen dafür verantwortlich, sind es seither andere Gründe: Lebensraumverlust, Pestizideinsatz, „Lichtverschmutzung“, ….. In der 2023 veröffentlichten „Roten Liste der gefährdeten Tiere Kärntens“ ist das Große Nachtpfauenauge als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft und kommt laut den dortigen Angaben derzeit in Kärnten fast nur mehr rund um den Dobratsch vor.

Im X. Sonderheft der Carinthia II „Die Schmetterlinge Kärntens und Osttirols“ (erschienen 1948) war darüber noch zu lesen: „Ziemlich verbreitet in Tallagen, nicht häufig, jahrweise zahlreicher“. Im Bezirk Spittal werden darin Funde in Oberdrauburg, Berg im Drautal und Dellach am Millstätter See aufgelistet. In noch älteren Aufzeichnungen wurden auch Lienz in Osttirol und Paternion als Fundorte genannt. Somit gibt es nach rund 80 Jahren endlich wieder einen Nachweis dieses imposanten Schmetterlings im Bezirk Spittal an der Drau bzw. im Raum Paternion.

In allerjüngster Zeit ist vorsichtig von Hinweisen die Rede, dass es (klimatisch bedingt?) wieder Ausbreitungstendenzen des Großen Nachtpfauenauges gibt. Vielleicht sind die beiden beschriebenen Funde ebenfalls Indizien dafür? Die nächsten Jahre werden es zeigen.


Dank:

Für die Fundmeldungen sowie für die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Fotos möchte ich mich bei Herrn Dietmar BÜRGER, Rottenstein, 9546 Bad Kleinkirchheim sowie bei Herrn Jürgen PODESSER, Neu-Feffernitz, 9710 Paternion, herzlich bedanken! Herrn Martin LEXER, Neu-Feffernitz, 9710 Paternion, bin ich für die Weiterleitung von Fundangaben und Fotos dankbar!


Verfasser: Walter EGGER, Hühnersberg 12/3, 9811 Lendorf; E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.