Back to Top

Grabwespen

Veröffentlicht am 11.09.2025

Drei Nachweise der

Heuschrecken
s
andwespe
(Sphex funerarius) in Kärnten


Diese eindrucksvolle Grabwespenart breitet sich schon
seit längerer Zeit in
Ostösterreich aus und dürfte
zukünftig wohl auch in Kärnten und Osttirol vermehrt in
Erscheinung treten.

Über Funde am Hühnersberg, Gemeinde Lendorf bei Spittal/Drau, in Neu-Feffernitz,
Gemeinde Paternion und
in Döbriach, Gemeinde Radenthein, wird hier berichtet.             

 

Beschreibung:
Die „Heuschreckensandwespe“ – auch „Große Heuschreckensandwespe“ genannt (Sphex funerarius) ist in der Literatur gelegentlich noch unter dem älteren lateinischen Namen „Sphex rufocinctus“ zu finden. Die Weibchen werden bis zu 25 (28) mm groß. Die Männchen sind etwas kleiner. Kopf, Fühler und Brust sind schwarz gefärbt; dann folgt ein Teil des Hinterleibs mit einer leuchtend rötlich-orangen Farbe und der restliche Hinterleib ist wieder schwarz. Die Beine der Weibchen weisen eine mehr oder weniger rötlich-braune Färbung auf. Besonders Kopf und Brust sind zumeist deutlich weißgrau behaart.

 
Abb. 1 + 2: Die Heuschreckensandwespe ist durch ihre Größe und Färbung eine eindrucksvolle Erscheinung. Linkes Foto: Walter EGGER. Rechtes Foto
:
© Roland RAUTER

 
Abb. 3 + 4: Eine Vergleichsmessung von zwei Hühnersberger Tieren ergab 23 und 27 mm Körperlänge. Beide Fotos: Walter EGGER


Abb. 5: Sphex funerarius in Seitenansicht. Die Erkennungsmerkmale sind gut zu sehen. Foto:
© Roland RAUTER

Verbreitung – Lebensraum – Lebensweise:
Diese wärmeliebende Insektenart breitet sich derzeit vom Mittelmeerraum kommend wieder bis ins nördliche Mitteleuropa aus. Ansonsten reicht die Verbreitung in östlicher Richtung bis zur Mongolei. Sie benötigt spärlich bewachsene, offene, sandige Lebensräume. Obwohl sie allein leben, bilden die Weibchen gerne Gemeinschaften und graben ihre Nesteingänge oft in enger Nachbarschaft. Nach Literaturangaben fliegen sie in zwei Generationen zwischen Mitte Juni und Anfang September. Die Weibchen errichten einen 10 bis 15 cm langen, schräg nach unten führenden Hauptgang, von dem bis zu 4 Seitengänge abzweigen. In diese werden dann jeweils 2 – 4 durch einen Stich gelähmte Langfühlerschrecken oder Grillen eingetragen und ein Ei dazugelegt. Die Larve schlüpft nach einigen Tagen und ernährt sich dann etwa 3 Wochen lang vom lebenden Vorrat. Der Nachwuchs der zweiten Generation spinnt sich danach zur Überwinterung in einen sehr widerstandsfähigen Kokon ein. Die erwachsenen Tiere ernähren sich übrigens vom Nektar verschiedener Blütenpflanzen. Sie sind sehr friedfertig, wären beim Versuch, sie zu erfassen, aber in der Lage, uns zu stechen.

   
Abb. 6 + 7: In Neu-Feffernitz bildete Nektar von weißblütigem Oregano und in Döbriach Nektar von Minze die Nahrung der erwachsenen Grabwespen. Linkes Foto: © Klaus OTT.   Rechtes Foto: © Roland RAUTER


Bisherige Nachweise in Ostösterreich:
Nachdem die Heuschreckensandwespe in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zunehmend seltener wurde und in manchen Regionen Mitteleuropas sogar als „ausgestorben oder verschollen“ galt, geht es vor allem seit Beginn dieses Jahrhunderts mit den Beständen wieder aufwärts. Innerhalb Österreichs sind u.a. Nachweise aus Niederösterreich, Wien und dem Burgenland bekannt geworden. Noch 2013 wurde allerdings angenommen, dass diese Art „auf die wärmegeprägten, pannonischen Landesteile im Osten beschränkt“ bleiben würde. In der Zoologisch-Botanischen Datenbank Linz (ZOBODAT) werden mit Stand 05.09.2025 aus Wien 6 und aus Niederösterreich 3 Belege von Sphex funerarius aufgelistet.

 

Bisherige Nachweise in Kärnten und Osttirol:
Am 31.07.1996 wurde in Goritschach, Gemeinde Gallizien, Kärnten, am Drauufer in 400 m Seehöhe von Herrn P. A. W. EBMER ein Weibchen gesammelt und Herrn Dr. Josef GUSENLEITNER zur Bestimmung übermittelt. Es dürfte sich dabei wohl um den Erstfund von Sphex funerarius für Kärnten gehandelt haben. In der „Roten Liste gefährdeter Tiere Kärntens“ aus dem Jahr 1999 wird sie unter dem Namen „Sphex rufocinctus“ (ohne zusätzliche Angaben) erwähnt.

Im benachbarten Osttirol konnte am 05.07.2003 in Matrei ein Weibchen von St. SNÄLL aufgesammelt werden. Herr Mag. Dr. Alois KOFLER hat diesen Neufund für Tirol an Herrn Dr. Josef GUSENLEITNER weitergeleitet. Weitere Nachweise in Osttirol erbrachte im Sommer 2019 Herr Mag. Dr. Oliver STÖHR von der Naturkundlichen Arbeitsgemeinschaft Osttirol (NAGO) im Ausgrabungsareal Aguntum, Gemeinde Dölsach.

Aktuelle Funde in Kärnten:
Am Nachmittag des 17.08.2025 hörte Herr Michael EGGER jun. (bei Sonnenschein auf der Südseite des Wohnhauses in einem Liegestuhl befindlich) in unmittelbarer Nähe kurze wiederkehrende Summtöne. Als er sich umblickte, konnte er am Boden ein auffälliges Insekt beim Graben eines Loches und später beim Heranschleppen einer Langfühlerschrecke betrachten. Schon kurz nach meiner Informierung gelang die Bestimmung. Ich war über die Anwesenheit dieser Grabwespenart bei mr zu Hause überrascht und erfreut. Weitere Beobachtungen brachten folgendes Ergebnis: Ich konnte 4 Heuschreckensandwespen gleichzeitig vor dem Haus erkennen. 2 Exemplare waren auf der Südseite und 2 auf der Westseite mit Grabungstätigkeiten beschäftigt. Auch beim Einbringen einer Langfühlerschrecke konnte ich zusehen. Ich zählte auf der Süd- und Westseite des Hauses jeweils mindestens 10 Löcher, die von ihnen in den erdigen/sandigen Boden gegraben wurden. Die vorläufig letzte von mir festgestellte Aktivität fand am 02.09.2025 statt. Ich habe auf der Westseite ein am 01.09.2025 noch offene Loch verschlossen angetroffen. Der Fundort der Heuschreckensandwespe befindet sich am Hühnersberg, Gemeinde Lendorf bei Spittal an der Drau, Kärnten, in 920 m Seehöhe.

 
Abb. 8 + 9: Diesen trockenen/sonnigen Lebensraum auf der Süd- und Westseite eines Gebäudes nützten die Heuschreckensandwespen, um dort Gänge und Brutkammern anzulegen. Beide Fotos: Walter EGGER

   
Abb. 10 + 11: Mindestens 20 Löcher wurden in den erdigen/sandigen Boden gegraben. Wie viele davon tatsächlich fertig gebaut und mit Langfühlerschrecken bzw. Grillen befüllt wurden, habe ich nicht überprüft. Beide Fotos: Walter EGGER

Am 01.09.2025 übermittelte mir Herr Klaus OTT 4 Fotos, auf denen ebenfalls die Heuschreckensandwespe zu erkennen ist. Herrn OTT glücken die Aufnahmen am 31.08.2025 bei ihm zu Hause im Garten neben dem Wohnhaus in Neu-Feffernitz, Gemeinde Paternion, Kärnten, in 520 m Seehöhe. Auf weißblütigem Oregano konnte er gleichzeitig 6 dieser Tiere beobachten. Weiters war auf einer südseitig des Hauses gelegenen sandig-erdigen Bodenfläche 1 Exemplar beim Graben zu sehen.

 
Abb. 12 + 13: Hier sind zwei der in Neu-Feffernitz beobachteten Tiere bei ihren Aktivitäten zu sehen. Beide Fotos: © Klaus OTT

Schließlich führte mich am 03.09.2025 das Profilbild von Herrn Roland RAUTER auf WhatsApp zu einem weiteren Vorkommen von Sphex funerarius. Es war darauf die Abbildung einer Grabwespe zu sehen. Zwecks genauerer Bestimmung bat ich um Übermittlung des Fotos. Die am 31.08.2025 bei ihm zu Hause in Döbriach am Millstätter See, Gemeinde Radenthein, Kärnten, in 605 m Seehöhe angefertigten Aufnahmen zeigten tatsächlich (wie auch schon von Herrn RAUTER so erkannt) eine Heuschreckensandwespe. An den Folgetagen gelangen ihm noch weitere Sichtungen und Fotos von jeweils einem Tier auf der Blüte von Minze (Mentha sp.). bzw. am gepflasterten Terrassenboden südseitig seines privaten Tiermuseums, wo zwischen den Pflastersteinen mehre Löcher in das sandige Material gegraben wurden. Die Grabarbeiten wurden auch noch am 06. und 07.09.2025 fortgesetzt.

 
Abb. 14 + 15: Die Heuschreckensandwespe(n) von Döbriach. Die Flügel diese Grabwespenart sind nicht glasklar, sondern etwas getrübt. Beide Fotos:
© Roland RAUTER

   
Abb. 16 + 17: Hoffentlich gibt es in den kommenden Jahren ein Wiedersehen mit dieser auffälligen Insektenart. Linkes Foto: Walter EGGER. Rechtes Foto: © Roland RAUTER

Ich bin davon überzeugt, dass die „Große Heuschreckensandwespe“ in geeigneten Lebensräumen inzwischen auch in weiteren Regionen Kärntens vorkommt. Über entsprechende Hinweise (mit Fotos) würde ich mich sehr freuen.

Dank:
Der besonderen Aufmerksamkeit von Herrn Michael EGGER jun., 9811 Lendorf, habe ich den unerwarteten Nachweis der Heuschreckensandwespe am Hühnersberg zu verdanken!

Für seine wertvolle Fundmeldung und die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Fotos gebührt Herrn Klaus OTT, Neu-Feffernitz, 9710 Paternion, ein herzliches Dankeschön!

Ebenfalls zu großem Dank verpflichtet bin ich Herrn Roland RAUTER, Seestraße, 9873 Döbriach. Ihm sind während stundenlanger Beobachtungen ausgezeichnete Fotos gelungen!

Verfasser: Walter EGGER, Hühnersberg 12/3, 9811 Lendorf; E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.