Veröffentlicht am 27.08.2020
Europäischer Biber
(Castor fiber)
im Mölltal, Kärnten
gesichtet
+ Nachtrag vom 28.08.2020
Am 25.08.2020 übermittelte mir Herr Konrad MARIACHER Fotos von einem Biber. Die Aufnahmen stammen von Herrn Günther SCHMIDL, der den Biber am 25.08.2020 um ca. 07:45 Uhr im Bereich der sogenannten „Judenbrücke“ auf dem Weg Richtung Heiligenblut beobachten konnte. Die Fundstelle liegt zwischen den Ortschaften Putschall (Gemeinde Großkirchheim) und Aichhorn (Gemeinde Heiligenblut) auf ca. 1075 Meter Seehöhe. Der Beschreibung nach handelt es sich um ein ausgewachsenes, relativ dunkel gefärbtes Tier.
Abb. 1: Der sehr flache und bis zu 35 cm lange beschuppte Schwanz des Bibers ist auf diesem Bild gut erkennbar. Foto: © Günther SCHMIDL
Es ist jedenfalls sehr bemerkenswert, einen Biber in einer Entfernung von ca. 65 km zu den nächsten bekannten Biberrevieren, die sich im Raum Lurnfeld und Oberdrautal befinden, anzutreffen. Auch die große Höhe des Fundortes verdient Beachtung, denn Biber kommen vorwiegend in Tal- und Beckenlagen unter 700 m SH vor.
Unser heimischer Biber (Castor fiber) ist mit 23 bis 30 kg Körpergewicht das schwerste Nagetier Europas und erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 80 bis 100 cm. Er kann bis zu 17 Jahre alt werden, wobei Jungtiere nach 2 bis 3 Jahren den Familienverband verlassen und ein eigenes Revier suchen müssen. Biber sind reine Pflanzenfresser und ernähren sich vorwiegend von Weichhölzern.
Abb. 2: Der „Mölltaler Biber“. Wo seine Wanderung wohl endet? Foto: © Günther SCHMIDL
Nach seiner lange zurückliegenden Ausrottung wurden erst im Jahre 2004 wieder Biber in Kärnten (am Völkermarkter Stausee) nachgewiesen. 2008 waren es um die 30 bis 50 Exemplare. 2014 stieg die Zahl bereits auf ca. 160 Tiere an. Auch in Oberkärnten gab es damals schon die ersten Ansiedelungen. Die Ausbreitung schritt rasch voran und es wurden zunehmend auch kleine Gewässer besiedelt. Im Jahre 2019 wurde mit einer Anzahl von rund 660 Bibern offenbar ein Wert erreicht, der zunehmend „Nutzungskonflikte“ hervorruft. Als „unbewohnt“ galt in Oberkärnten zu diesem Zeitpunkt nur noch das Möll- und Liesertal. Die genannten Zahlen und Fakten zur Bestandsentwicklung des Bibers in unserem Bundesland verdanke ich übrigens den Veröffentlichungen der sehr geschätzten Kärntner Wildbiologin Patricia GRAF.
Dank:
Für die Weiterleitung der Informationen und Fotos zur Bibersichtung im Mölltal bedanke ich mich bei Herrn Konrad MARIACHER, Heiligenblut, sehr herzlich!
Für die Fundangaben sowie für die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Belegfotos darf ich mich bei Herrn Günther SCHMIDL, Döllach, ebenfalls herzlich bedanken!
Nachtrag vom 28.08.2020:
Frau Dr. Patricia GRAF hat mir am 28.08.2020 schriftlich mitgeteilt, dass es um 2014 herum auch im Oberen Drautal und im Gailtal dazu kam, dass fernab von besiedelten Gegenden (mindestens 50 bis 60 km Wanderstrecke!) plötzlich ein Biberrevier entstand. In Norwegen konnte sie ein Biberrevier im aufgestauten Bereich eines Gebirgsbaches in über 1000 Meter Seehöhe entdecken. Ich darf mich für diese interessanten Informationen bei Frau Dr. Patricia GRAF bestens bedanken!
Verfasser: Walter EGGER, Hühnersberg 12/3, 9811 Lendorf; E-Mail: